Historisches Geschichte
Aus der Geschichte der Chausseeschmiede Roez

Geschichte der Chausseeschmiede Roez, daneben Bilder von Schmieden aus der Region

Geschichtliches rund um Chausseehäuser und Chausseeschmieden

Bevor wir in die Geschichte unserer charmanten Chausseschmiede von 1848 eintauchen, strapazieren wir zunächst ein paar Namen, wie Hephaistos, Schinkel und Goethe.

Auf einer Englandreise 1823 erlernt Schinkel den Chausseebau. Er verfasst 1834 eine Anweisung zum Bau von Kunststraßen in Preußen. Man ging damals von der irrigen Meinung aus, den Straßenbau systematisch zu vernachlässigen, um einen möglichen Feind den Vormarsch zu erschweren. Schinkel nahm sich in seiner Anweisung allen zusammenhängenden Fragen des modernen Straßenbaus an, wie unter anderen dem Bau von zeitgemäßen Chausseehäusern für die Chaussegeldeintreiber und Wegewärter, welche sich zuständig für den Erhalt der Straßen zeigten. Wegezoll wurde an solchen Häusern, wie wir es in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Schmiede vorfinden erhoben. Der Bauentwurf der Schmiede Roez soll sogar auf Schinkel selbst zurückgehen. Die Kombination einer typischen Chausseeschmiede und eines Chausseehauses, sozusagen einer alten Mautstation ist einzigartig über unsere Region hinaus.

Natürlich war Goethe nie hier, zumindest ist davon auszugehen, auch wenn hier durchaus ein uralter Landweg vorbeiführte. Verbrieft ist jedoch die literarische Ehre eines Chausseehauses. Das 1774 erbaute Chausseehaus zu Mainz-Marineborn diente demnach Goethe als Beobachtungsort für die "Belagerung von Mainz" zur Darstellung des ersten Koalitionskrieges Preußens und Österreichs gegen Frankreich und die in Mainz kurzzeitige entstandene "Mainzer Republik".

Womit wir zum martialischen Teil unserer geschichtlichen Reise kommen: Hephaistos dem Gott des Feuers und der Schmiede aus der griechischen Mythologie, entspricht dem römischen Vulcanus. Während sich seine Götterkolleginnen und Kollegen der Kurzwelligkeit widmen konnte, war Hephaistos der einzige Gott, welcher berufstätig war.

 

Zur Geschichte der Schmiede in Roez

Roez war jahrhundertelang Kirchenland, unter anderem im Besitz des Klosters Malchow. Im Kirchengut Malchow wurde unsere Schmiede 1848 gebaut. Zeugnis davon bilden die beiden geschmiedeten Jahreszahlen links und rechts der mittleren Rundbogenarkarde der Straßenseite.

In einer Zeit, in der Pferde die wichtigsten Zugkräfte waren, herrschte hier an der vielbefahrenen Chaussee reges Leben. Kutschen und Ackerwagen fuhren vor. Zum Unterstellen der Pferde besaß die Schmiede ein aus Rundbogenarkarden gebildeten offene Laubengang. Dahinter befand sich der Schmiederaum mit Schmiedeesse und Amboss. Das ganze war ein Backsteinbau mit quadratischem Grundriss, überdeckt von einem Zeltdach mit Biberschwänzen, eine typische mecklenburgische Dorfschmiede.

Der Schmied wird im mecklenburgischen Schmitt oder Smith genannt. Spottnamen sind "Meister Glauning" oder "Pinkpank". Die Schmiede in Roez war eine Hufschmiede. Der Hufschmied schmiedete Hufeisen und beschlug damit die Pferde. Daneben stellte er eiserne Reifen für Wagenräder her und führte allerlei Reparaturen an landwirtschaftlichen Geräten durch. Meist reichte der so erzielte Verdienst nicht aus, so das manche Schmiede noch einen Ausschank betrieb oder wie hier in Roez eine Bauernwirtschaft.

Schmiede in Roez waren: Genenz (1850 - 1895), Otto Prehn (1895 - 1935), Labahn (ab 1936), Heinrich Prehn (1946 - 1950) und Reinhold Wordrich (1959 - 1967). Ab 1968 wurde die Schmiede nicht mehr genutzt. Es ist engagierten Bürgern, um Dieter Mencwell zu verdanken, dass die Schmiede heute noch steht. Nur sehr knapp konnte ein Abriss verhindert werden. 1987 war es dann erklärtes Ziel, die Roezer Schmiede auch zu erhalten. Unter fachlicher Beratung des Instituts für Denkmalpflege, Betreibern und Einrichtungen des Territoriums wurde begonnen, das Gemäuer zu einem Tages-Café umzubauen. Am 01. Mai 1989 wurde dieses dann in Betrieb genommen. 1992 wurde das Gebäude um 20 Hotelzimmer erweitert und präsentiert sich, nach etlichen Umbaumaßnahmen, heute als charmantes und liebevoll eingerichtetes 3 Sterne Superior Hotel, mit weit über die Region hinaus bekannter mecklenburgischer Küche.

Und vielleicht hören Sie Klänge aus alter Zeit von Meister "Pinkpank", wenn Sie nach gutem Essen unser "Schmiedefeuer" brennend serviert genießen.

Und nun, nich lang schnacken, Kopp in´n Nacken. (Trinkspruch Mecklenburg)